Stellungnahmen Fachbeirat
März 2022
Säuglingsernährung in akuten Krisensituationen
Säuglinge und Kleinkinder sind in Krisensituationen besonders schutzbedürftig und dem Risiko von Mangelernährung ausgesetzt. Dies führt dazu, dass sehr rasch künstliche Säuglingsnahrung, Flaschen und Sauger gespendet und verteilt werden.
In akuten Notsituationen ist Muttermilch die beste und sicherste Nahrungsquelle für den Säugling. Bei Zufütterung von künstlicher Säuglingsnahrung reduziert sich das Angebot der Muttermilch. Kann die Säuglingsnahrung nicht regelmässig verteilt werden und reichen die hygienischen Bedingungen nicht aus, sind die Säuglinge zusätzlichen Risiken ausgesetzt.
Stress kann zwar den Milchspendereflex beeinträchtigen, durch häufiges Anlegen kann dieser jedoch angeregt werden.
Es ist wichtig, genügend Nahrung und Flüssigkeit auch für stillende Mütter bereit zu stellen.
Aus obgenannten Gründen ist es wichtig zu beachten, dass Muttermilchersatz-Spenden
- auf Nachfrage abgegeben werden.
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nicht mit der allgemeinen Lebensmittelverteilung abgegeben werden.
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wenn möglich mit Erklärungen, Informationen und Aufklärung an die Mitarbeitenden von Hilfsorganisationen verteilt werden.
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mit sauberem Wasser abgegeben werden.
In Krisensituationen brauchen Mütter mit Kleinkindern besonderen Schutz und Unterstützung, damit sie ihre Kinder stillen können.
PDF- Säuglingsernährung in akuten Krisensituationen
PDF - Alimentation des nourrissons dans les situations de crise aiguë
PDF- Infant feeding in situations of acute crisis
Juni 2021
Belastung der Muttermilch mit Dioxinen: Stillen bleibt die beste Art der Säuglingsernährung
Eine
Analyse der EMPA (Eidgenössische Materialprüfungsanstalt) von 2018
kommt zum Schluss, dass Muttermilch immer noch mit Dioxinen belastet ist. Sowohl die Weltgesundheitsorganisation WHO, wie auch der untersuchende Chemiker der EMPA und ein Toxikologe des Schweizerischen Zentrums für Humantoxikologie der Uni Basel beurteilen die Nutzen des Stillens grösser als die Risiken der Dioxinbelastung: Stillen ist die beste Form der Ernährung des Säuglings und wird uneingeschränkt empfohlen.
Der Fachbeirat von Stillförderung Schweiz schliesst sich der Beurteilung der WHO an: Der Nutzen des Stillens ist grösser als die Risiken der Dioxinbelastung. Die Empfehlung der WHO, bis zum Alter von zwei Jahren und darüber hinaus zu stillen gilt auch für Industrieländer. Muttermilch enthält Antikörper, die das Baby vor Infektionskrankheiten schützen. Zudem haben gestillte Babys als Erwachsene ein kleineres Risiko für Übergewicht, Herz- Kreislaufkrankheiten, hohen Blutdruck und Allergien.
Die Belastung der Muttermilch durch Umweltgifte ist im Zusammenhang mit der Belastung der Umwelt zu sehen. Muttermilch ist ein guter Indikator für Umweltbelastungen, die unser Körper z.B. über Lebensmittel aufnimmt. Das Problem der Belastung mit Umweltchemikalien besteht bereits in der Schwangerschaft und nicht erst in der Stillzeit. Und sobald das Kind andere Nahrungsmittel isst, nimmt es während des gesamten Lebens weiterhin Dioxin auf. Die Untersuchung der EMPA zeigt , dass die Dioxin Werte durch Filter und Verbote auf einen Sechstel des Niveaus der 90er-Jahre reduziert werden konnten. Es ist aber nach wie vor zwingend nötig, dass Umweltgifte weiter reduziert werden.
Auf die Frage, inwiefern Müttern das Stillen angesichts dieser Daten zu empfehlen sei, schreibt der Bund:
Stillen ist die natürliche Art der Ernährung von Neugeborenen und Säuglingen und wird von der WHO, der Schweizerischen Gesellschaft für Pädiatrie und dem BLV in den ersten Lebensmonaten empfohlen. Sie ist mit gesundheitlichen Vorteilen für das Kind und die Mutter verbunden. So ist die Muttermilch optimal auf die Ernährungsbedürfnisse des Kindes abgestimmt und fördert dank ihrer Zusammensetzung das Immunsystem des Kindes. Stillen kann auch dazu beitragen, die emotionale Bindung zwischen Mutter und Kind zu fördern.Weitere Informationen:
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EFSA Bewertung Dioxine und PCBs 2018•
Medienmitteilung BAG 1999: Belastung der Muttermilch mit Dioxinen; Stillen bleibt die beste Art der Säuglingsernährung•
Information des BfR 2011: Frauenmilch: Dioxingehalte sinken kontinuierlich
August 2019
Projekt Stretto 3; Revision Verordnungsrecht
Verordnung des EDI über Lebensmittel für Personen mit besonderem Ernährungsbedarf VLBE >>
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