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Stillförderung Schweiz

Fachtagung 2019 Locarno

19. September 2019


Wissen, wie das Stillen am besten unterstützt werden kann

Der interdisziplinäre Ausbildungsnachmittag soll es Fachleuten im mütterlichen und pädiatrischen Bereich ermöglichen, ihr Wissen über das Stillen als Nahrung für alle Neugeborenen, ob gesund oder krank, zu vertiefen und zu erweitern.

Die gewählten Themen dienen der Verbesserung der Fähigkeiten von Fachkräften in der Betreuung neuer Mütter und ihrer Babys.

Der Austausch zwischen den verschiedenen Fachpersonen bietet Gelegenheit, ein effektives Unterstützungsnetz für neue Familien zu schaffen.


    Prof. Silvia Honigmann, Dozentin Berner Fachhochschule Gesundheit, Ernährungsberaterin, Stillberaterin IBCLC

    Dr. med. Lorenzo Giacchetti, Oberarzt Pädiatrie, Istituto Pediatrico della Svizzera Italiana (IPSI)

    Dr. med. Alessandra Lauretta, Oberärztin pädiatrische Anästhesie, Abteilung Anästhesie, Ospedale Regionale di Bellinzona e Valli (ORBV)



Wir danken Gesundheitsförderung Schweiz, Medela AG und EFFIK für die Unterstützung.





Die Vorteile der Muttermilch und ihre Bedeutung für das vorzeitige, reife oder kranke Neugeborene
Prof. Silvia Honigmann, Dozentin Berner Fachhochschule Gesundheit, Ernährungsberaterin, Stillberaterin IBCLC

Stillen gilt als “Gold-Standard” bei der Ernährung des Säuglings.
Doch was macht die Muttermilch so besonders? Welche Unterschiede gibt es zwischen der Muttermilch und modernen Säuglingsmilchen? Was für Folgen hat es für die Gesundheit des Kleinkindes, wenn dieses nicht gestillt wird?

Ziel ist, einerseits ein aktuelles Thema aus heutiger Sicht zu beleuchten und andererseits einige relevante Aspekte der Stillförderung für die tägliche Arbeit aufzuzeigen.

Präsentation

Dauerhaftes Stillen und Wachstumskurven
Dr. med. Lorenzo Giacchetti, Oberarzt Pädiatrie, Istituto Pediatrico della Svizzera Italiana (IPSI)

Die Weltgesundheitsorganisation schlägt vor, dass Babys in den ersten sechs Lebensmonaten ausschließlich gestillt werden und dass dann das Stillen, ergänzt mit festen Nahrungsmitteln, mindestens bis zu zwei Jahren und solange Mutter und Kind dies wünschen fortgesetzt wird.
Babys, die die Brust zur Verfügung haben, wann immer sie wollen, neigen dazu, die Brust im Alter von etwa 2-3 Jahren spontan zu verlassen.
Diese Entwicklungsstufe wird jedoch ebenso wie das Sprechen oder Gehen nicht von allen Kindern gleichzeitig erreicht. Das Kind, das auf natürliche Weise von der Brust entwöhnt wird, kann sich früher oder später, durchschnittlich im Alter von zwei bis drei Jahren lösen. Dabei besteht eine sehr große Variabilität, die in seltenen Fällen von einem Jahr bis zu vier oder sogar fünf Jahren reichen kann.

Es gibt kein genaues Alter, in dem Kinder die Brust verlassen müssen. Sie tun es, wenn sie bereit sind oder wenn ihre Mutter entscheidet, dass es Zeit ist, und jeder tut es! Es ist nicht die Aufgabe von Kinderarzt, Hebamme oder Krankenschwester, einer Mutter zu sagen, wann sie mit dem Stillen aufhören soll, es sei denn, es gibt medizinische Gründe, die dagegen sprechen.

Im weltweiten Durchschnitt liegt die anfängliche Stillrate bei 95%. Obwohl diese Rate in den ersten Lebenstagen sehr hoch ist, haben Studien gezeigt, dass das ausschließliche Stillen kurz darauf dramatisch abnimmt. In der Europäischen Region der WHO werden nur 25% der Kinder in den ersten 6 Lebensmonaten ausschließlich gestillt. Viele Faktoren tragen dazu bei, die Stilldauer zu verkürzen und umfassen insbesondere folgende Umstände: Armut, Schwierigkeiten beim Zugang zu Gesundheitsdiensten, soziale Ausgrenzung, Fettleibigkeit der Mutter, die mangelnde Unterstützung am Arbeitsplatz und ganz allgemein das Fehlen von Maßnahmen zur Unterstützung von stillenden Frauen, der Einfluss der Vermarktung von Muttermilchersatzstoffen, der frühe Beginn des Zufütterns.
Kinder, die 6 Monate lang ausschließlich gestillt werden, weisen eine geringere Sterblichkeitsrate aufgrund von Magen-Darm-Infektionen auf als bis zu 3-4 Monaten teilweise gestillte Säuglinge. Für Kinder, die 6 Monate lang ausschließlich gestillt werden, wurden weder in den westlichen Ländern noch in den Entwicklungsländern Wachstumsunterschiede festgestellt.

Das Stillen bis zum zweiten Lebensjahr und darüber hinaus hat für Entwicklungsländer einen wichtigen immunologischen und ernährungsphysiologischen Wert, da Muttermilch auch im zweiten Lebensjahr einen signifikanten Prozentsatz insbesondere der Protein- und Vitaminzufuhr in der Ernährung eines Kindes liefert.
In den Industrieländern schützt das langfristige Stillen ebenfalls, aber in geringerem Maße, vor Infektionskrankheiten der Atemwege und des Magen-Darm-Traktes. Seine Hauptrolle spielt es jedoch vor allem bei der Prävention von Fettleibigkeit im Kindesalter, bei der Reduzierung des Risikos von Brust- und Eierstockkrebs bei der Mutter sowie bei der Förderung einer positiven Beziehung zwischen der Frau und ihrem Kind.
Hierbei sollte deutlich hervorgehoben werden, dass das langfristige Stillen die Entwicklung der Selbständigkeit des Kindes oder das psychische und/oder psychiatrische Wohlbefinden der Mutter nicht beeinträchtigt. Dokumentierte psychische Beschwerden oder reale psychiatrische Erkrankungen des Kindes und / oder der Mutter haben keinen ursächlichen Zusammenhang mit dem Stillen, sondern sind möglicherweise und einfach als zeitgleich mit dem verlängerten Stillen zu verstehen.

Im Gegenteil, es ist erwiesen, dass das Stillen zum kognitiven, emotionalen, familiären und sozialen Wohlbefinden des Kindes beiträgt, zusätzlich zum entscheidenden Gewicht genetischer Faktoren, familiärer Fähigkeiten und sozioökonomischer Faktoren.
Einer der Hauptgründe, warum eine Frau in den ersten 6 Lebensmonaten das Stillen einstellt, ist die Angst oder die Wahrnehmung einer unzureichenden Gewichtszunahme, die durch Eltern und Gesundheitspersonal gleichermaßen vermittelt wird. Und je weniger geschult dieses Personal ist, über das Stillen Bescheid weiß und täglich damit zu tun hat, desto größer ist das Risiko, dass es ein Zufüttern mit Formelmilch oder den Beginn der Entwöhnung vorschlägt.
Die Definition von „normalem Wachstum" ist nicht immer einfach. Wachstumskurven sind eines der nützlichen Instrumente zur Beurteilung des Wachstums eines Kindes, zur Beurteilung seines allgemeinen Gesundheitszustandes, zur Erkennung von unsicherem oder übermäßigem Wachstum und damit auch zur Beurteilung des Stillens.

Am 27. April 2006 wurden von der WHO die neuen Wachstumskurven veröffentlicht, als Ergebnis eines 1994 eingeschlagenen Weges, als die Unzulänglichkeit der Kurven des National Centre for Health Statistics von 1977 erkannt wurde, die auf einer Stichprobe von hauptsächlich mit Formelmilch gefütterten US-amerikanischen Kindern basierten.
Die WHO-Wachstumskurven sind der Standard für die Bewertung des Wachstums von 0 bis 2 Jahren. Sie legen das Wachstum von gestillten Säuglingen als normales Wachstum fest. Sie ermöglichen eine bessere Beschreibung des physiologischen Wachstums im Kindesalter, da sie auf hochwertigen methodischen Studien basieren, die nur darauf abzielen, explizit Wachstumskurven zu erstellen.

Alle Kinder, die nach den beschriebenen Kriterien gestillt werden, eine gute Zusatznahrung haben und in einer geschützten Umgebung leben, wachsen gut und nach dem gleichen Muster auf, unabhängig davon, wo sie geboren werden, welches genetische Erbe sie haben und von ihrer sozialen Schicht.

Arzneimittel und Stillen / Stillen und Medikamente
Dr. med. Alessandra Lauretta, Oberärztin pädiatrische Anästhesie, Abteilung Anästhesie, Ospedale Regionale di Bellinzona e Valli (ORBV)

Im Wochenbett ist das Verabreichen von Medikamenten an die Mutter einer der häufigsten Gründe für vorzeitiges Abstillen. Die Furcht, dass die Arzneimittel dem Säugling schaden könnten, beruht jedoch häufig auf Unkenntnis der wirklichen pharmakologischen Wirkungen auf Kinder, und dem von Vorsicht geprägten Verhalten liegen mehr rechtlich-medizinische Gründe als medizinische Erkenntnisse zugrunde.
Uns stehen heute umfassende und aktuelle Datenbanken zur Verfügung, mit Bereichen, die auch spezifisch das Stillen betreffen. Aufgrund der Daten aus der wissenschaftlichen Literatur ist nur eine Minderheit von Arzneimitteln in dieser Hinsicht kontraindiziert, da das Kind bei 90% der Arzneimittel mit der Milch fast immer kleinste und unschädliche Dosen aufsaugt.
Aus diesem Grund wurden in den letzten Jahren die Risiken des Säuglings bei der Aufnahme von exogenen, für ihn sicher unnötigen und potenziell schädlichen Substanzen, im Vergleich zu den fast immer deutlich höheren Risiken bei einem auch nur kurzen Muttermilchentzug neu beurteilt, da heute zweifelsfrei erwiesen ist, dass die Muttermilch aus Sicht der Ernährung, der Immunität und der Allergiebekämpfung unersetzbare Werte enthält, und dass sie das emotionale Wohlbefinden ebenso wie die neuronale Verhaltensentwicklung des Kindes fördert.

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